Herzlich Willkommen!
Das neue Jahr beginnt für mich mit vielen neuen Projekten: Es gibt neue ZeitZeichen-Themen, neue Buchprojekte – und eine neue Website!
Hier werde ich auch bloggen und dabei ein bisschen von meiner Arbeit erzählen.
Da sich meine Texte ja fast immer mit Geschichte befassen, will ich gleich mal beginnen und erklären, wie ich überhaupt zur Geschichte gekommen bin. Und warum Geschichtszahlen für mich so etwas sind wie Telefonnummern.
Als ich noch zur Grundschule ging, habe ich meine großen Brüder sehr darum beneidet, dass sie beim Frühstück Geschichtszahlen auswendig lernen mussten. Diese und die Lateinvokabeln waren für mich der Inbegriff von „groß sein“.
Als es dann auch für mich soweit war, fand ich weder die Lateinvokabeln noch die Geschichtszahlen toll.
Geschichte hat mir in der Schule überhaupt nicht gefallen und ich habe nur noch wenige Erinnerungen daran.
Fasziniert hat mich die Erzählung von einem Steinzeitmenschen mit dem schönen Namen „Uri“, der durch den Wald trabte und sich Schnecken, die er am Wegesrand fand, direkt in den Mund steckte, was ich als 5-Klässlerin einfach nur schrecklich fand.
Ich weiß nicht, wer die Idee hatte, dass man im Geschichtsunterricht immer und unbedingt ganz vorne anfangen muss. Warum müssen 10-jährige etwas über die Assyrer und die Babylonier lernen, ohne eine Ahnung davon zu haben, wo diese Menschen lebten und wann überhaupt? Und was das mit uns zu tun hat?
Bis wir bei Alexander dem Großen angekommen waren, fand ich Geschichte bereits blöd. Die Griechen wurden uns dann noch als großes Ideal verkauft, aber ach, bald ging es ja mit denen auch bergab. Und dasselbe Spiel gab es nochmal bei den Römern. Wann ich die Geschichte meines eigenen Landes gelernt habe? Auf jeden Fall nicht in der Schule.
Ich will die Schuld gar nicht auf die Lehrer schieben, aber Tatsache ist, dass ich Geschichte bei der ersten Gelegenheit abgewählt habe. Dann studierte ich Jura und musste gleich im ersten Semester eine Hausarbeit über die Geschichte der Folter schreiben. Und das war dann der magische Moment.
In der Sommerhitze brütend unter dem Dach – denn die Rechtshistoriker waren in München etwas stiefmütterlich untergebracht – große Folianten wälzend habe ich die traurige Geschichte der Folter studiert – und begriffen, dass die Menschheit in bestimmten Teilen der Welt tatsächlich in der Lage war, etwas zu lernen und sich von dieser unmenschlichen Praxis der Wahrheitsfindung abgewandt hat.
Seitdem weiß ich, was Geschichte ist:
Geschichte erzählt von Menschen, davon, was sie lieben, was sie hassen, wofür sie kämpfen und wofür sie sterben. Deshalb bin ich Historikerin geworden und schreibe heute über Geschichte.
Geschichtszahlen finde ich nicht so besonders wichtig. Sie sind wie Telefonnummern. Man muss sie nicht auswendig kennen, sondern nur wissen wo sie stehen.
Kia Kahawa meint
Hallo Maren
und ein herzliches Hallo an deine Website.
Die ist ja richtig schnieke 🙂
Ich habe Geschichte immer gehasst. Weil es nur ums Auswendiglernen ging. Um Zahlen und darum, wer wen warum umgebracht hat. Es hatte in der Schule nie mit Überzeugungen zu tun. Zeitgeist war ein Begriff, der nie vorkam und ich war im Unterricht auch unglaublich schlecht.
Dein Text inspiriert und motiviert! Sehr schön. Vielleicht kann sogar ich Geschichtsmuffel etwas von einer Historikerin lernen, die das Zeug mit Leidenschaft ergründet, ganz im Gegensatz zu unseren Geschichtslehrern.
Liebe Grüße
Kia
Maren Gottschalk meint
Hallo Kia,
danke für Deine Rückmeldung! Ich würde mich freuen, wenn Du die Geschichte für Dich entdeckst! Übrigens sind die GeschichtslehrerInnen heute ganz anders drauf, glücklicherweise.
Anke von Heyl meint
Hurra, Maren,
wie toll, willkommen in der Blogosphäre. Ich freue mich, wenn es noch mehr Kulturblogger in meiner Nähe gibt. Und von dir lese ich sowieso immer gerne. Die Website ist auch sehr schön geworden. Macht richtig neugierig auf deine ganzen Projekte.
Liebe Grüße
Anke
Maren Gottschalk meint
Liebe Anke,
ich freue mich auch und habe viele Ideen… hoffentlich finden die dann auch den Weg aufs Papier und in den Blog ;-))
Erik v. Falkenhayn meint
Hallo liebe Maren,
ein Riesenfortschritt, Deine neue Seite, und die Art und Weise, wie Du von der Entdeckung Deiner Geschichtsleidenschaft berichtet hast, hat gleich wieder den Sog spüren lassen, der Deine Werke auszeichnet.
Bei mir war das ganz anders mit der Geschichte – mein Vater war schon begeistert von diesem Feld und hat seine Leidenschaft hierfür wie auch auf vielen anderen Gebieten, von klein auf auf mich übertragen. Dies gipfelte dann im Geschichte-Leistungskurs, wo ich auch noch das Glück hatte, an den besten Lehrer der Schule zu geraten. Dies alles hat dann dazu geführt, dass ich sogar fast Geschichte studiert hätte. Wegen der vermuteten Brotlosigkeit, die Du glänzend widerlegst, und weil ich kein Lehrer werden wollte, bin ich dann doch zur Juristerei gekommen. Sollte ich jedoch nach meiner Pensionierung noch promovieren, werde ich dies eher in Geschichte als in Jura tun 🙂
Maren Gottschalk meint
Lieber Erik,
es besteht eine enge Verwandtschaft zwischen Jura und Geschichte, dafür bist Du ja ein gutes Beispiel. Die Hälfte meiner Jura-Komilitonen sagte zum Abschied, “ach, Geschichte, das hätte ich eigentlich auch gerne studiert!” Und tatsächlich müssen wir HistorikerInnen uns ja sehr intensiv mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen und kommen ohne Interesse für rechtliche Fragen gar nicht klar. Auf Deine Diss freue ich mich jedenfalls schon!