4. Dezember
Alexander Gorkow, Die Kinder hören Pink Floyd (Kiepenheuer&Witsch)
Wie fühlte es sich an, in den 70er Jahren in einer Vorstadt aufzuwachsen und ein Kind von 10 Jahren zu sein? Wer es vergessen hat, wird auf eindrückliche Weise daran erinnert und wer es nicht erlebt hat, weiß es nun auch. Gorkow erzählt wunderbar präzise und ihm gelingen geniale Momentaufnahmen. Zum Beispiel davon, wie der Vater immer sagt, was er gerade macht, damit er nicht gestört wird: „Ich sehe die Nachrichten.“ Oder: „Ich lese ein Buch.“ Wie die Eltern rauchend über ihren Sohn sprechen statt mit ihm: „Hat der Junge gegessen?“ Wie die Nachbarin die Krebs-Diagnose einer anderen Nachbarin über die Straße ruft. Wie die Kartenverkäuferin vom Kino die Zigarette aus dem Mund nimmt und die Colafläschchen aus dem Eimer fischt, bevor sie das Wechselgeld in die Plastikmulde unter den Löchern im Fenster legt.
Dieser Kosmos ist nur erträglich durch die große Schwester, die einen Herzfehler hat und das Establishment hasst. Und die mit dem kleinen Bruder Pink Floyd hört.
Auf dieses komisch-traurige Buch stieß ich durch ein Feature des Kollegen Christoph Vormweg im Deutschlandfunk: „Der Traum vom Vorstadtleben. Endlich Ruhe, Platz und Grün“. Vor ein paar Wochen brachte eine Kollegin Gorkows Buch mit ins Büro und ich schnappte es mir. Jetzt muss ich es leider zurückgeben. Einer von Euch bekommt es zu Weihnachten. Wer? Überraschung!
#MarensAdventskalender2021
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