11. Dezember: Judith Hermann, Wir hätten uns alles gesagt (S. Fischer)
„Jede Geschichte hat ihren ersten Satz. Nicht der Satz, mit dem die Erzählung im Buch beginnt, sondern der Satz, mit dem sie in meinem Kopf beginnt. Manchmal ein Bild oder ein Augenblick, ein Blick auf etwas hin oder von etwas weg. Aber meist ist es ein Satz, den jemand zu jemandem sagt.“
Schwer zu erklären, was mich an diesem Buch so besonders tief berührt hat. Liegt es daran, dass die Autorin so präzise Menschen und Beziehungen beschreibt und dabei zugleich Wahrheiten verschleiert, vieles ungesagt lässt, das zugleich so fühlbar ist? Ich sehe mich noch im Auto sitzend, auf der langen Fahrt vom Perigord nach Hause, hochkonzentriert lauschend, wie Judith Hermann ihr eigenes Buch liest. Etwas atemlos, schnell, intensiv, im Fluss. Wie ich das Hörbuch immer wieder stoppe, weil ich einen Moment nachdenken muss, einem Satz nachspüren, ihn begreifen, in mich aufnehmen. Später, auf dem Beifahrersitz ist es leichter, weil ich dann die Augen schließen kann, während die Bilder in meinem Inneren entstehen.
Ein paar Wochen später treffe ich mich mit zwei Freundinnen, um ein Wochenende lang (auch) über dieses Buch zu sprechen. Die Bilanz: Ich bin noch lange nicht fertig damit. Es wird noch weiter begleiten und beschäftigen.
#marensadventskalender2023
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