9. Dezember
Bonnie Garmus Eine Frage der Chemie (Piper Verlag)
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Irgendwann hatte mich gefühlt jede meiner Freundinnen gefragt, ob ich denn Bonnie Garmus schon gelesen hatte. Und dann war es ja auch schon ein Bestseller und wurde zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen gewählt. Da setzt bei mir manchmal so eine Sperre ein, die mir sagt: „Lass mal. Du kannst das Buch auch in einem Jahr noch lesen, wenn der Hype vorüber ist.“
Aber ich hatte das Hörbuch tatsächlich schon hier liegen, aus einem einfachen Grund: Ich bin eine Chemiker-Tochter und eine Chemiker-Schwester. Zwar habe ich nie viel von Chemie verstanden (tragisch), aber ich dachte mir, vielleicht begreife ich durch dieses Buch -wenn auch spät – doch noch etwas davon. Als ich nach Thüringen auf Lesereise ging, packte ich es also ein.
Luise Helm hat mir dieses herrliche Buch vorgelesen, sie hat mich mitgenommen in die 50er und 60er Jahre, in eine Welt, in der Frauen sich so viel gefallen lassen mussten, dass ich – auch wenn ich das als Historikerin ja alles längst weiß – immernoch vor Wut platzen möchte. Da will eine talentierte Frau einfach nur Wissenschaftlerin sein und ihr Leben so leben, wie es ihr passt, aber genau das kann die spießige 50er Jahre Gesellschaft nicht akzeptieren. Doch Bonnie Garmus‘ Heldin Elisabeth Zott geht ihren Weg, wenn auch mit vielen Umwegen. Ich habe sie voller Bewunderung dabei begleitet, mir die Haare gerauft und mich manchmal schief gelacht und mich amüsiert. Aber ich werde auch nie den Kreisverkehr in der Nähe von Sonneberg vergessen, um den erschüttert dreimal herum gefahren bin, weil ich nicht wusste, wohin ich abbiegen sollte.
Meine Empfehlung kommt von Herzen!
P.S. Ich schreibe das ja eigentlich nie dazu, aber die Bücher in diesem Kalender sind immer für Frauen UND Männer gedacht, wie alle guten Bücher. Seit Nicole Seifert wissen wir ja sowieso alle, dass der Begriff „Frauenliteratur“ auf den Müll gehört….
#MarensAdventskalender2022
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