
4. Dezember
Hervé Le Tellier, Die Anomalie (Rowohlt Verlag)
Es war Rüdiger Bertram, der mir dieses Buch empfohlen hat. Und das klang schon sehr spooky, was er sagte: Ein Flugzeug aus Paris landet im Abstand von 3 Monaten zweimal in New York und beide Male sind dieselben Passagiere im Flieger? (Das darf man übrigens auch gleich erzählen, das steht sogar im Klappentext)
Was ist da passiert und wie verläuft das Leben dieser Doppelgänger, deren Erfahrungen sich ja um 3 Monate unterscheiden? Treffen die sich überhaupt, und wenn ja, was sagen sie zu einander? Das waren meine Fragen, als ich mich in diese Geschichte stürzte, doch es dauerte eine ganze Weile, bis ich die ersten Antworten bekam. Denn natürlich müssen wir die Passagiere erstmal kennenlernen – zumindest einige von ihnen – bevor Le Tellier uns erzählt, was nun mit ihnen geschieht.
Diese ganze Konstruktion ist völlig verrückt und zugleich großartig durchdacht. Ich las das Buch in den Osterferien und habe meine Mitreisenden (die eigentlich mit ihrer eigenen Lektüre beschäftigt waren) ständig mit begeisterten Ausrufen und neuen Berichten von diesem genialen Plot bedacht.
Es wirkt sehr realistisch, wenn die US-amerikanischen Behörden ihre besten Expert:innen zusammentrommeln, um zu klären, wie man mit dieser nie gekannten Situation umgehen soll. Und so langsam dämmert es einem, was alles dahinter stecken könnte…
Hervé Le Tellier erhielt 2020 den Prix Goncourt für dieses Buch. Es ist zugleich ein Philosophiebuch, ein Thriller und einfach ein großes Lesevergnügen.
#MarensAdventskalender2022
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