10. Dezember
Martin Gumpert
Berichte aus der Fremde (Südverlag)
Von Martin Gumpert habe ich im Zusammenhang mit meinem letzten ZeitZeichen schon erzählt. Seine „Berichte aus der Fremde“ möchte ich aber hier noch einmal nachdrücklich empfehlen, ebenso wie seine Autobiographie „Hölle im Paradies“ und dazu die sehr lesenswerte Biographie von Ulrike Keim.
Die „Berichte aus der Fremde“ sind 1937 in New York entstanden, nach Gumperts Ausreise aus Nazi-Deutschland, wo er als Jude weder seinen Arztberuf ausüben durfte, noch seine Schriftstellertätigkeit weiterführen konnte. Gumpert beschreibt seine Gefühle als Exilant, beobachtet seine neue Heimat, fasst in Worte, wie falsch er sich dort fühlt, wie unsicher in der Sprache:
Aber nie werde ich das Lachen erlernen,
Das unbeschwerte, heitere, amerikanische Lachen.
Die Sorgen dieses Landes sind die Sorgen der Kindheit,
Nach denen unsere grauen Köpfe mit Rührung sich sehnen.
Gumpert ist zugleich dankbar und hoffnungsvoll, stürzt sich auch gleich wieder in die Arbeit, eröffnet eine Praxis, schreibt neue Bücher. Einer seiner Berichte ist Erika Mann gewidmet, mit der Gumpert jahrelang eine tiefe Liebe verband. Doch immer wieder durchlebt er in seinen Gedichten den Verlust, empfindet sich als gezeichnet:
Wir tragen unsere Narben im Gesicht
Unser Erschrecken auf den bloßen Stirnen,
Wandernde Krüppel, mit gewaltigen Krücken
Den Weg uns bahnend um die große Erde.
#Marensadventskalender2022
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