9. Dezember
Nicole Seifert, Frauen Literatur (Kiepenheuer & Witsch)
In meinen Netzwerken ist dieses wichtige und toll geschriebene Buch schon so viel gelobt worden, dass ich gar nicht weiß, ob ich noch viel dazu sagen muss. Nicole Seifert (nachtundtag.blog) gelingt es, präzise, unaufgeregt und ohne Polemik die strukturelle Abwertung von Frauen in der Literaturwelt aufzudröseln. Denn wenn Frauen schreiben – vor allem dann, wenn sie Romane über das Leben von Frauen schreiben – dann ist das „Frauenliteratur“. Wenn Männer schreiben, ist es einfach Literatur. So sieht’s aus in vielen Köpfen, das haben wir schon länger gefühlt, aber nach der Lektüre von Nicole Seiferts Buch überblicken wir das gesamte Muster und begreifen die Dimension. Es geht nicht nur um einzelne Kritiker, die Texte von Frauen ohne sachliche Argumente abwerten, es geht um komplette Verlagsprogramme, um das Vergessen von Autorinnen, um das Verschweigen und Nicht-wahr-nehmen. Auch Frauen wurden in der Schule schon dazu erzogen, Autorinnen zu übersehen. Im Deutsch-Leistungskurs haben wir überwiegend Autoren gelesen. Wie selbstverständlich haben wir uns mit der Befindlichkeit des Steppenwolfs auseinandergesetzt, Schülerinnen und Schüler. Undenkbar, dass wir Ingeborg Bachmann oder Irmgard Keun durchgenommen hätten. Wieviele Chancen wurden verpasst, weil niemand sagte: „Können wir bitte auch Bücher von Autorinnen lesen?“ Das wird jetzt hoffentlich anders. Ich bin ja Optimistin. Aber dafür sollten wir (auch) dieses Buch verbreiten.
Ich habe es schon zweimal verliehen, ab jetzt sage ich nur noch: Bitte kauf es Dir selbst, damit noch mehr Exemplare die Runde machen! Und schenk es auch Männern!
#MarensAdventskalender2021
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