7. Dezember 21
Elisabeth Strout, Die Unvollkommenheit der Liebe (btb)
Ich lag ein paar Tage krank im Bett, als ich das Buch zur Hand nahm und deshalb hat es mich vielleicht so besonders berührt. Denn auch in der Geschichte liegt eine Frau krank im Bett, Lucy Barton verbringt allerdings Wochen und Monate im New Yorker Krankenhaus, sie ist ernsthaft krank und niemand weiß so genau, was ihr fehlt.
Sie vermisst ihre Kinder, ihren Mann, die Freundinnen. Plötzlich sitzt ihre Mutter am Krankenbett, wie ein Geist ist sie aufgetaucht und rührt sich ein paar Tage von dort nicht weg. Mutter und Tochter haben sich jahrelang nicht gesehen, daher dauert es, bis ihr Gespräch in Gang kommt. Sie beginnen damit, sich über Nachbarn und Bekannte zu unterhalten. Sie umkreisen die persönlichen Dinge und trotzdem erfahren wir Stück für Stück die Geschichte von Lucy und ihrer Familie. Sie waren Außenseiter, bettelarm, galten als asozial: „Die Bartons stinken“, sagten andere Kinder in der Schule und liefen weg. Wie befreit man sich aus so einer Welt? Elisabeth Strout erzählt das auf Lucys Weise, ebenso in Kreisen, die über alte Wunden hinweggleiten, aber manchmal doch hängen bleiben.
Eine Freundin, der ich das Buch geschenkt habe, meinte, es sei sehr traurig. Das fand ich beim Lesen nicht so sehr. Eher ist es tröstlich, dass Elisabeth Strout auch mit diesem Buch beweist, dass es möglich ist, für alle Gefühle und seien sie noch so kompliziert, Worte zu finden.
#MarensAdventskalender2021
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