14. Dezember
Alois Prinz, Das Leben der Simone de Beauvoir (Insel Verlag)
Natürlich lese ich als Historikerin und Autorin von Biographien selbst gerne und vor allem auch viele Biographien. Dabei läuft immer die Frage mit: „Wie macht der/die Kolleg:in das?“
Bei Alois Prinz kann man sicher sein, dass er sich bestens auskennt, wenn er über jemanden schreibt und dass er eine Lebensgeschichte gut erzählt. Das erste Buch, das ich von ihm las, war die Biographie von Ulrike Meinhof, „Lieber wütend als traurig“, für die er den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommen hat. Ab da habe ich wohl alles gelesen, was der Kollege veröffentlicht hat. Mit Freude und Gewinn.
Nun also Simone de Beauvoir, eine Ikone, mit der ich immer gefremdelt habe. Jetzt nicht mehr. Jetzt verstehe ich ihre Sehnsucht und ihre Wut, kann ihren Gedanken und Theorien folgen und ihrer Leidenschaft. Alois Prinz verzahnt sorgfältig Leben und Werk, beides von einem unstillbaren Hunger angetrieben, den sie in einem Brief an Nelson Algren zusammenfasst: „Ich liebe das Leben so sehr und verabscheue den Gedanken, eines Tages sterben zu müssen. Und außerdem bin ich schrecklich gierig; ich möchte vom Leben alles, ich möchte Frau, aber auch Mann sein, viele Freunde haben und allein sein, viel arbeiten und gute Bücher schreiben, aber auch reisen und mich vergnügen, egoistisch und nicht egoistisch sein … Sehen Sie, es nicht leicht, alles was ich möchte, zu bekommen. Und wenn es mir nicht gelingt, werde ich wahnsinnig vor Zorn.“
#MarensAdventskalender2021
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