13. Dezember.
Brigitte Landes: Im Romanischen Café. Ein Gästebuch
Wie unberechenbar die Szene der Literat*innen ist, die manch ein Café-Betreiber so gerne in seinen Räumen sesshaft machen will, während andere sie am liebsten abschütteln würden, wie einen lästigen Hund, der sich ins Hosenbein verbissen hat, kann man in diesem herrlichen Buch nachlesen. Ich entdeckte es in der Lengfeldschen Buchhandlung, die ja nur 5 Minuten von meinem Kölner Büro entfernt liegt!
Im Berlin der 20er Jahre war zunächst das Café des Westens das „Hauptquartier der Bohème“. Doch weil Menschen, die Bücher schreiben, Theater spielen, dichten, musizieren, komponieren oder einfach nur klugen Gedanken nachhängen – und darüber reden – , oft nicht viel Geld damit verdien(t)en, entschloss sich der Besitzer des Cafés dazu, sie zu vergraulen. Zu wenig Verzehr, war das freche Argument. Die „Szene“ empörte sich feinsinnig mit Worten, war aber stolz genug, ein neues Heim zu suchen, das Romanische Café. Dieses Buch handelt davon, wie es ist, im Caféhaus zu „leben“, es vereint kurze Texte von Mascha Kaléko, Erich Mühsam, Kurt Tucholsky, Else Lasker-Schüler und vielen, vielen anderen über das Stammpublikum und ihre Allianzen mit Kellnern, ihre finanziellen Sorgen, ihre Eifersucht und ihren Neid. Es vermischt Klatsch und Tratsch mit Feuilletons und Erinnerungen. Jeder dieser Texte ist so schön, dass ich mir vorgenommen habe, pro Tag nur einen zu lesen, mal mit einem Stück Torte und Kaffee, mal mit Tee und Gebäck, mal mit Likör oder einem Glas Sekt. Gute Dinge passen ja (fast) immer zusammen.
#MarensAdventskalender2020
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