18. Dezember
Ingeborg Bachmann/ Max Frisch
„Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel
Piper Verlag/ Suhrkamp Verlag
Lieben bedeutende Schriftsteller:innen anders als wir? Sind sie weniger banal, albern oder naiv im Glück? Und weniger rechthaberisch, kleinlich und verletzend, wenn es aufs Ende einer Beziehung zugeht?
Obwohl ich noch nicht das komplette Buch kenne, würde ich mal sagen: Die Großen der Literatur sind in der Liebe so vielfältig wie wir alle. Aber sie sind eben sehr beredt und sie geben sich sehr viel Mühe, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Sie wollen unbedingt richtig verstanden werden (aber das wollen wir ja eigentlich alle) und sie scheuen den Aufwand nicht, sich genauestens zu erklären.
Und es ist schon ein Drama für sich, dieser Zusammenklang zweier so unterschiedlicher Stimmen und Temperamente wie Bachmann und Frisch. Gleich nach den ersten glücklichen Wochen und dem Entschluss, ihre derzeitigen Beziehungen zu beenden und zusammen zu ziehen in Zürich, ist die erste Krise da. Frisch fühlt sich nicht getragen und Bachmann fühlt sich verstoßen. Aber noch ist die Sehnsucht nach dem anderen zu groß für eine dauerhafte Trennung und sie finden sich noch einmal sehr innig wieder. Ihre Freude aneinander ist anrührend. Warum es letztlich nicht auf Dauer geklappt hat mit der Beziehung, muss ich glücklicherweise nicht erklären. Der „Venedig-Vertrag“ (jeder darf andere Geliebte haben) scheint mir nur einer der Gründe für das Scheitern zu sein. Wir kennen ohnehin nur einen Teil der Wahrheit, weil Bachmann die meisten Briefe von Frisch vernichtet hat.
Dass ihre Arbeit, ihre Bücher und Verlage, ihr Alltag, die vielen Lesereisen, die Freunde und Kolleg:innen, Geld, Familie und (Ex-)Geliebte thematisiert werden, macht die Briefe zu einer hochspannenden, wenn auch streckenweise ziemlich indiskreten Lektüre.
Da ich Hörbücher liebe, lasse ich mir die Briefe vorlesen und finde, Johanna Wokalek und Matthias Brandt machen das großartig.
Auf diese Weise rücken mir Bachmann und Frisch in ihren Briefen sehr nahe. Glück und Verzweiflung, Erschöpfung und Enttäuschung springen mir geradezu entgegen. Und ich werde das Hörbuch auf jeden Fall weiter hören, bis zum bitteren Ende.
Danke für diesen Buchtipp an Martinoehlen und den Buecheratlas!
MarensAdventskalender2022
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