ZeitZeichen vom 13.11.2022
„Für mich war die Medizin von Anfang an eine soziale Wissenschaft, eine Wissenschaft von der Gesellschaft“, schrieb Martin Gumpert 1939 in seiner Autobiographie. Nach dem Studium in Berlin und Heidelberg schrieb er seine Dissertation über den Ursprung der Syphilis. Neben einer dermatologischen Praxis leitete Gumpert seit 1928 die städtische Ambulanz für Geschlechtskrankheiten in Berlin, die er zu einer fortschrittlichen Beratungsstelle ausbaute. Außerdem setzte er sich für die kostenlose Behandlung bedürftiger Patienten ein. 1933 zwangen die Nazis den jüdischen Arzt, seine medizinische Tätigkeit aufzugeben und er konzentrierte sich aufs Schreiben. Schon als Schüler hatte er expressionistische Gedichte verfasst, die in verschiedenen Zeitschriften gedruckt worden waren. Als man ihn auch aus dem “Reichsverband deutscher Schriftsteller” ausschloss, emigrierte Gumpert 1936 in die USA, wo er in New York bald eine dermatologische Praxis eröffnete. Neben seiner medizinischen Tätigkeit schrieb er Gedichte, Essays und Romane. Thomas Mann schrieb 1938 über Gumperts Roman „Dunant“: „Ihre literarische Leistung ist außerordentlich, und man darf sie eine dichterische Leistung nennen.“
Redaktion: Gesa Rünker
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