Elisabeth Gaskell: Frauen und Töchter (Wives and Daughters)
In diesem Buch kann man so richtig versinken. Man muss allerdings die Art mögen, in der die englischen AutorInnen des 19. Jahrhunderts eine Geschichte entwickeln und darf nicht ungeduldig sein. Letztlich geht es darum, wie die junge Molly Gibson ihren Weg findet. Welche der Frauen, die sie umgeben, wird ihr Vorbild sein? Die herzallerliebsten aber engstirnigen Damen des Dorfes? Die unglückliche Gouvernante Claire, die schließlich den armen Dr. Gibsons heiratet, um versorgt zu sein und damit zur anstrengenden, nervigen Stiefmutter von Molly wird? Die nachgiebige Mrs. Hamley, die neben ihrem Mann, der sie tief liebt, überhaupt nichts zu sagen hat? Oder die Stiefschwester Cynthia, die durchtrieben und ehrgeizig ist und letztlich mit Sicherheit unglücklich werden wird? Es ist eine komplizierte Welt, in der Molly lebt, der Beginn der Industrialisierung bringt die alten Regeln ins Wanken und es braucht viel Mut und Eigensinn, um eigene Ziele zu verfolgen. Ich liebe solche Bücher, weil sie mich dazu zwingen, mein Tempo zu verringern und mich dem gemächlichen Landleben damals anzupassen. Dass Elisabeth Gaskell dieses Buch als Fortsetzungsroman für eine Zeitschrift konzipiert hat und den Schluss nicht mehr schreiben konnte, macht nichts, man weiß, was am Ende kommen wird.
Es gibt eine schöne BBC-Verfilmung, aber der Film macht noch mehr Spaß, wenn man zuerst das Buch gelesen hat. ;-)) #marensbuchadvent
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