Arno Geiger, Unter der Drachenwand
Mein Buch des Jahres 2018! Kein anderes hat mich in den letzten Monaten so bewegt. Anfangs wusste ich nicht, warum ich mich mit diesem Wehrmachtsoldaten beschäftigen soll, der in Russland verwundet wurde und sich am Mondsee erholt? Was soll ich mit ihm anfangen und mit den seltsamen Frauen, die er trifft? Ich war sicher, dass die Geschichte mich überhaupt nicht gepackt hatte, bis ich zum ersten Brief von Kurt an seine Cousine gelangte und sofort wusste, dass ich schon lange in der Falle saß und es nur noch nicht gemerkt hatte. Arno Geiger erzählt uns die Geschichte des Krieges, in dem er dorthin schaut, wo der Krieg selbst nicht ist, wo aber seine Opfer wie Treibgut angespült werden. Der Soldat mit seiner Angst, zurück an die Front geschickt zu werden, die junge Mutter, die das Kind vor den Bomben retten wollte, die aufs Land verschickten Mädchen aus Wien. Dazwischen verfolgen wir das Schicksal eines jüdischen Zahntechnikers, der zu spät begreift, dass er längst hätte fliehen müssen, und wir hören die Klagen der unbelehrbaren Frau aus Darmstadt, die in ihren Briefen an die Tochter aufzählt, wer wann wo gestorben sei und die nicht wissen will, wer das eigentlich alles zu verantworten hat. Dies ist ein Anti-Kriegsbuch der ganz besonderen Art. Jede Auszeichnung, die Geiger dafür erhalten hat, ist aus meiner Sicht hochverdient. (Und übrigens sehr gut gelesen von Torben Kessler) #marensbuchadvent
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