Juli Zeh: Neujahr
Da ich durch „Unterleuten“ meine Begeisterung für Juli Zeh wieder entdeckt hatte, wollte ich auch gleich „Neujahr“ lesen bzw. hören. (Das Buch dazwischen habe ich verpasst.) „Neujahr“ ist natürlich völlig anders als „Unterleuten“, zum Glück. Es hat mich schwer beeindruckt. Ein junges Paar mit zwei kleinen Kindern verbringt Silvester auf Lanzarote, alles ganz harmlos. Dass Henning, Ehemann und Vater unter Panik-Attacken leidet und am Neujahrsmorgen unbedingt eine Gewalttour mit dem Fahrrad unternehmen will, um – wem auch immer – irgendwas zu beweisen, das geht auch noch klar. Aber was dann passiert, ist schräg, schrecklich, total unwahrscheinlich und gleichzeitig völlig logisch. Henning strandet nämlich in einem Haus, in dem er als Kind schon einmal gelebt hatte. Einerlei wie konstruiert die Geschichte manchem erscheinen mag: Wie Juli Zeh beschreibt, was Henning als Kind erlebt hat, das ist so unerträglich wahr, dass man es kaum aushalten kann. Ich habe mir zwischendurch wirklich überlegt, ob ich aus der Geschichte aussteige, obwohl ich ja wusste, dass die Hauptfiguren überleben (das ist nicht gespoilert, das ist von Anfang an klar). Am Ende war ich froh, durchgehalten zu haben. Juli Zeh ist einfach eine großartige Erzählerin und schafft es, in die kleinsten Falten der Seele ihrer Figuren hineinzuschlüpfen. (Großartig gelesen von Florian Lukas) #marensbuchadvent
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