Lisa Halliday: Asymmetrie
Die Kritiker überschlugen sich vor Lob zu diesem Buch. Und natürlich hat es alle – auch mich – interessiert, zu lesen, wie die Affäre zwischen der jungen Lektorin Lisa Halliday und dem Autor Philipp Roth abgelaufen ist. Zwar betont Halliday in Interviews häufig, sie hätte einen Roman geschrieben und nicht die Details ihrer Liebesbeziehung in ein Buch gepackt. Trotzdem sieht man Philipp Roth vor sich und das ist wohl auch nicht ganz falsch, denn einige Details sind eben auch tatsächlich biographisch. Aber abgesehen davon, was sich im realen Leben abgespielt haben mag, ist es eine gut erzählte Geschichte von einer Liebe, die eben asymmetrisch ist: Sie ist jung und gesund, er ist alt und gebrechlich. Daraus ergeben sich jede Menge weiterer Asymmetrien, Macht und Unabhängigkeit, Ruhm und Unsichtbarkeit. Dazwischen liegt eine ganze Welt voller Rituale und Entdeckerlust und das ist schön beschrieben. Im zweiten Teil des Buches erzählt Halliday die Geschichte eines jungen Mannes, der wegen seiner irakischen Herkunft in Heathrow festsitzt und über seine Lebensgeschichte nachdenkt. Ein dritter Teil besteht aus einem fiktiven Interview des Autors in einer berühmten BBC Sendung. Die drei Teile könnten jeder für sich stehen, aber es gibt natürlich einen inneren Zusammenhang. Als die junge Frau von ihrem Geliebten gefragt wird, worüber sie gerne schreiben möchte, sagt sie: “Krieg. Diktaturen. Weltangelegenheiten. Es kommt mir uninteressant vor, über mich selbst zu schreiben.” Mit diesem Satz lässt sie den berühmten Liebhaber hinter sich. #marensbuchadvent
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