Klaus Modick
Sunset
17. August 1956, Lion Feuchtwanger, der seit 13 Jahren im kalifornischen Exil lebt, erfährt durch ein Telegramm, dass sein Freund Bertolt Brecht in Berlin gestorben ist. Feuchtwanger ist an diesem Tag ganz allein in seiner großzügigen Villa Aurora, und so durchlebt er ungestört in Gedanken die wichtigen Stationen seiner Freundschaft mit Brecht, aber er erinnert sich auch an die Schlüsselmomente seines eigenen Lebens, an die Auseinandersetzungen mit seinem Vater, an den Beginn seiner Liebe zu Marta, an das Kind, das sie verloren haben. Modick ist ein wunderbares Buch geglückt. Ruhig, präzise, fein beobachtet sind die Erinnerungen mit den einfachen Vorgängen des Alltags verwoben. Manchmal ist man gar nicht mehr sicher, ob das Buch mehr 1956 oder in der Rückschau spielt, und genauso scheint sich der Blick des alten Feuchtwangers mehr zurück als nach vorne zu richten. Er stellt sich die Frage, was das Leben ist, und was das Schreiben davon unterscheidet. Schön beobachtet ist auch die Hierarchie innerhalb der Exil-Autoren, denn ein Feuchtwanger, der verlegt, übersetzt und verfilmt wurde, zog auch den Neid derjenigen auf sich, die keine Verlage für ihre neuen Bücher fanden.
#marensbuchadvent
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