Seit 1991 schreibe ich für die WDR-Radiosendung ZeitZeichen.
Sie läuft täglich auf WDR 5 (9.45), WDR 3 (17.45) und wird sowohl im NDR und im SR wiederholt. Auch als Podcast kann man sie hören:
Zeitzeichen-Podcast (WDR Mediathek)
21.02.1397 – Geburtstag von Isabel de Portugal
Herrschsüchtig und ehrgeizig soll sie gewesen sein, die Infantin Isabel de Portugal, Tochter des portugiesischen Königs. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn die Zeitgenossen eine Frau mit solchen Attributen belegen? Normalerweise nicht mehr, als dass sie eine gute Ausbildung besaß und dazu den Wunsch, ihre Kenntnisse auch anzuwenden. Denn Isabel verstand vom Geschäft genauso viel wie von der Politik. In beidem konnte sie sich auszeichnen, nachdem sie Philipp den Guten, Herzog von Burgund, geheiratet hatte. Als “spätes Mädchen” kam sie mit 31 Jahren gerade im richtigen Alter an den reichen und prächtigen burgundischen Hof, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Ihrem notorisch untreuen Gatten gebar sie den ersehnten Nachfolger, der als Karl der Kühne in die Geschichte einging.Mutter und Sohn standen sich besonders nahe, was für Isabel schwere Folgen hatte. Denn nach dem Zerwürfnis Karls mit seinem Vater verlor sie ihre einflussreiche Stellung am Hof. Redaktion: Michael Rüger
7.Februar 1497: Das Feuer der Eitelkeiten in Florenz
Feuer war seit jeher eine beliebte Waffe für religiöse Fanatiker, gerade auch bei den Christen. Alles, was nicht in ihr Weltbild passte, was nach Ketzerei oder Unglauben aussah, wollten sie durch das Feuer vernichten, seien es Bücher oder Menschen. Im Jahr 1497 ordnete der Florentiner Bußprediger Girolamo Savonarola den Bau eines ganz besonderen Scheiterhaufens an, um Adel und Klerus die Freude am Luxus zu verderben: Mit aufpeitschenden Predigten brachte er Kinder und Jugendliche dazu, in die Häuser einzufallen und alles herauszuschleppen, was sie für ein Symbol menschlicher Verderbtheit hielten – Spielwürfel und unzüchtige Bilder, kostbare Stoffe, Masken, Schmuck, Spiegel und Musikinstrumente. Am 7. Februar 1497 brannte dieses „Feuer der Eitelkeiten“ auf der Piazza della Signoria – und Florenz drohte in einem religiösen Rausch zu versinken. Redaktion: Hildegard Schulte
Jakob von Hoogstraten (Todestag 27. 01.1527)
Hätte es das Wort „Mobbing“ im 16. Jahrhundert schon gegeben, der Theologe Jakob von Hoochstraten hätte sich mit Sicherheit als ein Opfer davon bezeichnet. Denn er wurde zur beliebtesten Zielscheibe akademischen Spotts, immer wieder verachtet und verhöhnt. Seine Gegner verfassten sogar eine ganze Serie satirischer Texte, die sogenannten „Dunkelmännerbriefe“, um Hoogstraten lächerlich zu machen. Allerdings war der streitbare Dominikaner selbst nicht gerade zimperlich, wenn es um die Verunglimpfung von Andersdenkenden ging. Unerbittlich kämpfte er für die „rechte“ christliche Lehre und bezeichnete alle, die eine andere Meinung vertraten als er selbst, als Ketzer. Dass er als päpstlicher Inquisitor viel Einfluss besaß, machte Hoogstraten zu einem gefährlichen und verhassten Mann, dessen Zorn nicht zuletzt auch Martin Luther fürchten musste. Redaktion: Ronald Feisel
Bertha Wehnert-Beckmann, Fotografin (Todestag 06.12.1901)
WDR ZeitZeichen | 06.12.2016 | 14:57 Min.
Das bekannteste fotografische Atelier in Leipzig wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Frau geführt, deren Name zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist: Bertha Wehnert-Beckmann war nicht nur die Grande Dame der Lichtbildnerei in Leipzig, sondern gehörte auch zu den Pionierinnen der Papierfotografie in den USA. Sie war eine der ersten Fotografinnen Europas und ist die erste fotografierende Frau, von der ein umfangreiches Werk erhalten ist.
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Laura Bassi, erste Professorin Europas (Geburtstag 31.10.1711)
WDR ZeitZeichen | 31.10.2016 | 14:49 Min.
Schon als Kind fiel sie durch Wissbegier und einen klaren Verstand auf. Noch im Grundschulalter lernte sie Latein und Französisch. Mit 12 Jahren erhielt sie den ersten Unterricht in Logik, Metaphysik und Physik. Und dann kam der Tag ihres Triumphes: Laura Bassi wurde öffentlich geprüft und konnte die Fragen der Professoren der Universität von Bologna beantworten.
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12.10.1891 – Geburtstag von Edith Stein
Von Maren Gottschalk
Ihre Heiligsprechung ist nicht ohne Grund umstritten. Denn berühmte Wunder hat Edith Stein nicht bewirkt. Dass sie als Angehörige des Karmelitinnen-Ordens in Ausschwitz ermordet wurde, ist auch kein hinreichender Grund für ihre Aufnahme in die Schar der Heiligen. Denn Edith Stein wurde nicht als Christin, sondern wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt. Ebenso wenig sind ihre philosophischen Texte und ihr wissenschaftliches Werk Leistungen, für die jemand heiliggesprochen wird. Und ganz sicher hatte die katholische Kirche auch nicht ihren mutigen Einsatz für die Frauenrechte im Sinn, als sie die Heiligsprechung anstrengte. Was also ist es, das die Menschen an Edith Stein so fasziniert hat, dass sie bis heute tief verehrt wird? Ist sie die typische “Moderne Heilige”, die Wissenschaft und Glauben miteinander zu vereinen wusste? Oder baute sie eine besondere Brücke zwischen Juden und Christen und liegt darin ihr Vermächtnis für die Nachwelt?
Autorin: Maren Gottschalk
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