8. Dezember.
Benjamin Myers: Offene See
Wie schreibt man über ein Buch, über das nun wirklich gefühlt ALLE schon etwas gesagt haben und die meisten davon etwas Kluges?
Mir wurde das Buch im Sommer von einer guten Freundin einen Tag vor meinen Ferien in die Hand gedrückt und ich kannte weder Titel noch Autor. Was vielleicht ein Glück war, weil ich völlig unvoreingenommen und ohne besondere Erwartungen mit dem Lesen beginnen konnte.
Nach wenigen Seiten war ich schon so gefangen, dass ich dieses besondere Gefühl bekam: Ich wollte das Buch in wenigen Stunden verschlingen und gleichzeitig so langsam lesen, dass ich es noch Wochen in der Hand halten könnte. Ich entschied mich dann doch fürs Verschlingen und fand, als ich fertig war, dass ich im Sommer bereits das beste Buch dieses Jahres gelesen hatte. (Sehe ich das immernoch so? Hm … eigentlich schon)
Der junge Robert macht sich zu Fuß auf den Weg ans Meer. Er hat nur einen Wunsch: Bevor er beginnt, im Bergwerk zu arbeiten, wie sein Vater und alle Männer seiner Heimatstadt, will er einmal die Offene See erleben. Er landet im verwunschenen Garten von Dulcie, einer ungewöhnlichen Frau, groß und „keck und unverfroren“. Sie lebt allein mit ihrem Hund und trauert ihrer großen Liebe nach. Dulcie macht Robert mit vielen Dingen bekannt, die bis dahin fremd für ihn waren: Gutes Essen, Kräuter und Gemüse aus dem Garten, eine ungeschminkte Ausdrucksweise und – Poesie. Für Robert öffnet sich damit eine völlig neue Welt, und wir haben das große Glück bei dieser Entdeckung dabei zu sein, als sei es auch für uns das erste Mal, dass wir die Kraft von Gedichten erfahren. Solange es solche Bücher gibt, ist nichts verloren.
#MarensAdventskalender2020
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