2. Dezember
Warum ich drei Anläufe brauchte, um in die Geschichte richtig einzusteigen, kann ich jetzt überhaupt nicht mehr verstehen. Möglicherweise war mein CD-Player im Auto auf Random eingestellt und hat mir die takes wild durcheinander gemischt, denn ich wusste manchmal nicht mehr, wer wer ist. Aber dann hat mich das Buch so gepackt, dass ich die CDs aufs Handy geladen habe, um nicht nur im Auto, sondern auch beim Hundespaziergang und beim Kochen weiterzuhören. Juli Zeh seziert die bunt gemischte Gesellschaft im brandenburgischen Dorf Unterleuten wie eine Biologin, die einen Käfer mit einer Nadel aufspießt und dann auseinandernimmt. Das ist so gnadenlos präzise beschrieben, dass beim Lesen oder Zuhören ein ganzer Kosmos entsteht. Nachdem ich anfangs niemanden darin mochte, fiel es mir am Ende schwer, Abschied von Unterleuten zu nehmen. Der wunderbare Epilog hat mir dann aber dabei geholfen. Dort steht auch mein Lieblingssatz aus dem Buch: „Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat.“ Übrigens: Großartig gelesen von Helene Grass.
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