„Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!“, hieß es auf einem Flugblatt der kleinen studentischen Widerstandsgruppe in München, zu dessen innerem Kreis neben Alexander Schmorell und Hans Scholl dessen jüngere Schwester Sophie, Christoph Probst, Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber gehörten. Postum ist die Studentin, die mit ihren Freunden furchtlos die Stimme erhob gegen das NS-Unrechtsregime und den Vernichtungskrieg, tatsächlich zu einem Gewissen der Deutschen geworden. Heute ist sie weltweit eine der bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte.
Schon wenige Tage nach Kriegsbeginn hatte die 18-jährige Sophie an ihren Freund Fritz Hartnagel, einen angehenden Berufsoffizier, geschrieben: „Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für’s Vaterland.“ Und selbst als sie am 22. Februar 1943 vor Roland Freisler stand, sprach die 21-Jährige im Gerichtssaal unbeirrt aus, was sie dachte: „Was wir schrieben und sagten, das denken Sie alle ja auch, nur haben Sie nicht den Mut, es auszusprechen.“ Noch am selben Tag wurde Sophie Scholl mit dem Fallbeil hingerichtet.
Zehn Jahre nach ihrer viel gerühmten Lebensgeschichte der Sophie Scholl legt Maren Gotttschalk zum 100. Geburtstag der Widerstandskämpferin am 9. Mai 2021 eine neue Biographie im C.H. Beck Verlag vor.
Auszüge aus der Premierenlesung vom 26.10.2020, München, Evangelische Stadtakademie
Pressestimmen
Dem Leben verpflichtet.
Interview mit Maren Gottschalk am 04. Mai 2021 auf deutschland.de
Die Weiße-Rose-Experten Zoske … und Maren Gottschalk („Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl – Eine Biografie“) haben profunde Bände vorgelegt, die den Menschen hinter dem Mythos präsentieren möchten.
(Jörg Thoman, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2. Mai 2021)
Wer meint, über Sophie Scholl sei schon zu viel geschrieben und im Grunde doch eigentlich alles bekannt, wird durch dieses neue Buch an die Seite der Protagonistin versetzt und mit ihr viele Hochs und Tiefs erleben. Maren Gottschalk schafft es, eine intime Nähe herzustellen, uns im Lesen mit dieser extrem widersprüchlichen, sich selbst und ihre Umgebung äußerst fordernden jungen Frau vertraut zu machen, die gleichermaßen schroff und anschmiegsam sein konnte, sentimental und falsche Sentimentalität verachtend, und die konsequent nach der Devise lebte: „Man soll einen harten Geist und ein weiches Herz haben“.
(Ulrich Chaussy, Münchener Stadtbibliothek Blog am 07. April 2021)
In der neuen, umfassender gestalteten Lebensgeschichte konnte die Autorin daher auf einen Fundus von Literatur, Interviews und Wissen zurückgreifen und diesen durch weitere Textquellen ergänzen … So entsteht anhand ihrer Recherchen das beeindruckende Porträt einer vielschichtigen historischen Persönlichkeit, die von ihrem Naturell her vielen Gleichaltrigen ähnelt und die schließlich doch einen ganz eigenen und schwierigen Weg einschlug.
(Esther von Krosigk, Die Tagespost, 07. Februar 2021)
Maren Gottschalk schildert Sophie Scholl als junge Frau auf der Suche nach sich selbst, getrieben von einem großen Lebenshunger: “Dieser Lebenshunger, diese Ressource des Optimismus, der Freude, des Glücklichsein-Könnens über die Schönheit der Welt, das Lachen, das war ein ganz starker Zug von ihr”, meint Gottschalk. Manifestiert habe er sich in ihren Briefen an Fritz, an Freundinnen, an die Familie, aber auch im Bedürfnis, in die Natur zu gehen, zu schwimmen, Rad zu fahren, sich auszutoben sich körperlich selber zu erleben und ihre eigene Kraft immer wieder zu spüren.
(Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk, 28. Dezember 2020)
“Können wir”, fragt Maren Gottschalk, “hinter dem Heldinnenbild überhaupt noch den Menschen Sophie Scholl erkennen”? … Maren Gottschalk erzählt schnörkellos, dabei farbig und mit großem Einfühlungsvermögen von der jungen Frau, deren Lebenswelt der heutigen sehr fern ist.
(Cord Aschenbrenner, Süddeutsche Zeitung, 21. Dezember 2020)
Fazit: „Menschsein, das hieß für Sophie Scholl, Verantwortung zu übernehmen und mit dem Einsatz des Lebens für Freiheit des Geistes zu kämpfen.“ Ein Buch, das – deshalb Verzeihung für den Tipp-Einstieg – natürlich auch dann gelesen werden sollte, wenn man keine Defizite in Geschichte hat.
(Erlanger Nachrichten, 17. Dezember 2020)
Biografien zur Weißen Rose gibt es mittlerweile viele. „Wie schwer ein Menschenleben wiegt“ hat trotzdem eine Berechtigung, obwohl es schon das zweite größere Werk Gottschalks über Sophie Scholl ist. Die Autorin ist knietief in der Quellenlage, hat nicht nur das Material zu Sophie Scholl, sondern auch das zu den anderen engeren und weiteren Mitgliedern der Weißen Rose ausgewertet … Das ist letztlich die Lektüre, die tatsächlich zum Menschen Sophie Scholl führt. Wer das vertiefen will, sollte zu „Damit wir uns nicht verlieren“ greifen. In dem Band sind Briefwechsel und Tagebucheinträge – soweit erhalten – vollständig veröffentlicht. Zu Tränen rührend sind die Briefe Hartnagels, die dieser nach dem Tod seiner Geliebten schrieb, ohne zu der Zeit von ihrem Schicksal zu wissen. Doch Gottschalk gibt eine gute Zusammenfassung und ordnet die Episoden in den Kontext ein. Den des Menschen Sophie Scholl.
(Mario Thurnes, Ruhrbarone, 05.10.2020)
Gottschalks Biografie überzeugt durch die gute Quellenkenntnis der Autorin. Sie hat nicht nur die zugänglichen Briefe und Tagebucheinträge Sophie Scholls ausgewertet, sondern kennt auch die Quellen zu anderen Protagonisten der Weißen Rose in einer beeindruckenden Tiefe und hat mit verbliebenen Zeitzeugen gesprochen.
(Simon Schwede, Boost your City, 2. Oktober 2020)
Maren Gottschalk schafft so viel wie möglich Platz für ihre Protagonistin, wägt widersprüchliche Aussagen gegeneinander ab, nimmt sich als Autorin stark zurück. Daraus entsteht eine große Ruhe, die es erlaubt, das Leben von Sophie Scholl mit den großen historischen Ereignissen zu verknüpfen, deren Teil sie am Ende selbst wird.
(Stefanie Panzenböck, Falter 43/20, Bücher-Herbst 2020)