8. Dezember
Claire Keegan, Reichlich spät (Steidl Verlag) aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Claire Keegans Erzählungen sind einfach meisterhaft. Diese hier ist auch so ein perfekt geschliffenes Stück. Wie ein Stein, den wir beim Betrachten drehen und der uns zunächst auf eine ganz falsche Fährte führt. Denn erst fühlen wir mit Cathal, der einen traurigen Eindruck macht, seine Kollegen behandeln ihn daher auch vorsichtig und besorgt. Wir wissen nicht was mit ihm los ist, aber irgendwas bedrückt ihn offenbar sehr. Sein Chef schlägt sogar vor, er dürfe an diesem Tag früher nach Hause gehen.
Aber was ist das denn nun für ein Tag? Wir erfahren es nur Stück für Stück, als Cathal im Bus sitzt. Er erinnert sich daran, wie er vor einem Jahr eine Frau traf, Sabine, und wie sie sich näherkamen. Sie hätte heute seine Frau sein können, wäre Cathal nicht ein Mann, der die Frauen verachtet. Ganz langsam blättert die Autorin in Zeitlupe das komplette Drama auf. Das ist auf wenigen Seiten großartig erzählt.
#Marensadventskalender2024
Schreibe einen Kommentar