18. Dezember
Percival Everett, James (Hanser) Aus dem aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Mark Twains Huckleberry Finn ist eine der berühmtesten Gestalten der Weltliteratur und ich finde es immer spannend, wenn solche Figuren in einem anderen Zusammenhang, aus einer anderen Perspektive gezeigt werden. Bei Percival Everett lernen wir die Welt von Huck aus der Sicht des Sklaven Jim, alias James kennen. Huck flieht vor Gewalt, Jim flieht weil er verkauft und damit von seiner Familie getrennt werden soll. Die gefährliche Reise mit dem Floß auf dem Mississippi, bei der die beiden immer wieder Sklavenjägern oder skrupellosen Gaunern entwischen müssen, ist in einen spannenden Abenteuerroman verpackt, in dem es oft sehr brutal zugeht, in dem aber auch einiges an Witz steckt. Zum Beispiel, wenn es darum geht, dass die „Sklavensprache“ nur eine Kunstsprache ist, mit der die Weißen an der Nase herumgeführt werden. Die Sklaven sprechen bewusst in grammatisch falschen Sätzen und bringen ihren Kindern bei, mit Weißen so zu reden, als seien sie einfältig. Denn: „Je besser die Weißen sich fühlen, desto sicherer sind die Sklaven.“ Der spielerische Umgang mit Sprache macht beim Hören besonders viel Vergnügen, was nicht nur dem Autor, sondern auch dem Übersetzer Nikolaus Stingl zu verdanken ist und natürlich dem Sprecher, Benito Bause.
#marensadventskalender2024
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