16. Dezember
Jutta Reichelt, Mein Leben war nicht wie es war. Essay
(Kröner Verlag)
Eine Frau begreift erst als Erwachsene, dass sie als Kind von der Mutter emotional vernachlässigt und vom Vater sexuell missbraucht worden ist. Diese Erkenntnis überfällt sie aber nicht in einem Moment, sondern sie ist das Ergebnis eines langen schmerzhaften Prozesses. Jutta Reichelt schildert diese Reise zu sich selbst nachvollziehbar und mit klaren Worten. Dabei geht es weniger um das, was ihr als Kind konkret passiert ist, als um das, was daraus folgte. Wir erfahren, welche komplizierten Mechanismen ihre Seele sich aneignete, um das Erlebte zu verdrängen.
Das ist ein mutiges Buch und eine lohnenswerte Lektüre für alle, die verstehen wollen, wie wir Menschen zugleich etwas wissen und nicht wissen können, welchen Aufwand Menschen unbewusst betreiben, um Wahrheiten nicht sehen zu müssen oder – und das ist auch besonders bitter an diesem Thema – mit welcher Energie den Misshandelten eingeredet wird, dass sie sich irren.
#marensadventskalender2024
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