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10. Dezember
Julia Otsuka, Solange wir schwimmen (Mare Verlag)
Aus dem amerikanischen Englisch von Katja Scholtz
Von Julia Otsuka habe ich vor Jahren „Wovon wir träumten“ gelesen, das mich sehr bewegt hat. Darin geht es um junge Japanerinnen, die als picture brides nach Kalifornien gebracht wurden, wo sie japanische Einwanderer heiraten sollten.
Dieses Buch ist ganz anders, nur der Rhythmus der Sprache hat mich an das erste Buch erinnert, es gibt so einen sanften wellenartigen Schwung in Julia Otsukas Erzählton.
Alice, die Mutter der Erzählerin, geht jeden Tag schwimmen. Das kleine private Hallenbad ist ein Zufluchtsort für die unterschiedlichsten Menschen. Aber egal ob sie Hundesitter, Crosstrainer, Nonne oder Polizisten sind – sie alle halten sich an die ungeschriebenen Regeln und lieben ihre Rituale. Bis plötzlich ein Riss im Boden des Beckens auftaucht. Er wird bestaunt, besprochen, ignoriert und bleibt doch immer da, ebenso wie die beginnende Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Demenz von Alice, die für ihre Tochter zur Herausforderung wird. Sie muss die Mutter in ein Pflegeheim bringen. Der Riss im Boden steht hier für so vieles, für das Ende der Selbständigkeit, die Unmöglichkeit von Nähe, das Versiegen der Sprache.
Ein berührendes Buch von großer Intensität.
Marensadventskalender2024
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